Ein Garten ohne Grenzen
Sven Wassmer ist Spitzenkoch mit drei «Guide Michelin»-Sternen. Seine neueste Mission ist dagegen eher bodenständig – er will seine Wohngemeinde Buchs SG «naschbar» machen.
Sven Wassmer mag als Spitzenkoch für eine eher exklusive Kundschaft tätig sein. Bei ihm zuhause in Buchs SG gehts jedoch durchaus zwanglos zu und her. Locker gekleidet und mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht führt er durch ein Wohnzimmer voller Kinderspielzeug nach draussen und setzt sich auf einen Gartenstuhl. Keine falschen Hemmungen haben, nahbar und authentisch sein – dafür steht der 36-jährige Familienvater. «Leute zusammenbringen, gegenseitig Wissen und Erfahrungen austauschen; solche Dinge sind mir tatsächlich wichtig, beruflich wie privat», sagt er.
Sein neues Projekt passt zu dieser Einstellung wie die vielzitierte Faust aufs Auge. Der seit März 2023 existierende Verein «Naschbarschaft» will die Bevölkerung in seiner Wohngemeinde Buchs SG zum gemeinsamen Anpflanzen und Ernten von Lebensmitteln motivieren. Mitmachen beim Säen, Ernten und Essen kann jeder und jede; das Ziel ist es, eine essbare Umgebung zu schaffen, die öffentliche und private Grünflächen nutzt, um darauf gesunde Nahrungsmittel für alle anbauen zu können. Inspiriert worden sei er dazu von seinem vierjährigen Sohn, sagt Wassmer. Dieser habe ihm erzählt, dass viele seiner Gspänli nicht wüssten, was Bärlauch ist. «Das hat mir wirklich zu denken gegeben. Und ich kam zum Schluss, dass ich etwas unternehmen muss, damit Kinder wieder einen Bezug zu all den gesunden Lebensmitteln finden, die bei uns quasi vor der Haustür wachsen.»
Win-win-Situation für alle
Weil Wassmer ein Machertyp ist, hielt er sich nicht lange mit Recherchen auf. Er wusste zwar, dass in England mit der «Incredible Edible»-Bewegung bereits etwas Ähnliches existiert. Doch er wollte seine eigene, lokale Vision verwirklichen. Dafür suchte er das Gespräch in der Gemeinde, er sprach mit Behörden, fand Gleichgesinnte und Interessierte. Bald wurde das Projekt «Naschbarschaft» geboren.
Das Prinzip ist einfach: Alle in Buchs dürfen Beeren, Zucchetti, Gurken und vieles mehr auf ihrem Grundstück oder in gemeinschaftlichen Gärten anpflanzen. Ebenso sollen alle ernten dürfen. Brachliegende Grünflächen können so sinnvoll genutzt werden – und am Ende landet gesundes, lokales Essen auf den Tellern der Bevölkerung. Nach Wassmer soll Buchs zudem nur der Anfang sein: «Schön wäre es, wenn sich andere inspiriert fühlen und selbst etwas anstossen würden. So könnte man sich gegenseitig helfen und Erfahrungen austauschen.»
Tatsächlich ist das Vorhaben eine Win-win-Situation für alle – mit einem gemeinsamen Ziel, aber durchaus unterschiedlichen Motivationen. Denn den einen geht es bei der «Naschbarschaft» vor allem um das soziale Miteinander, welches das gemeinsame Bewirtschaften von Anbauflächen mit sich bringt. Zu ihnen gehört Aktionsteam-Mitglied Linda Märk, die auch dank ihrer Gärtnerei eine der treibenden Kräfte des Projekts ist. «Meine Hauptmotivation ist das gemeinschaftliche Gärtnern. Das macht etwas mit den Leuten; es ist jedes Mal eine wunderbare Erfahrung», sagt sie. Für sie sei der soziale Aspekt der Hauptgrund, mitzumachen. Zumal «so auch Zugezogene oder Expats besser integriert werden können», sagt die Politikwissenschaftlerin und Gärtnerin.
Belohnung auf dem Teller
Anderen Mitgliedern wiederum ist der Bildungsaspekt rund um das Thema Anbau besonders wichtig. Sven Wassmer betont zudem immer wieder die Bedeutung einer gesunden Ernährung. «Das ist mit Abstand das Wichtigste für uns. Eine gesunde Ernährung ist Voraussetzung dafür, dass ein Mensch funktionieren kann», sagt er. Besonders bei Kindern könne dank der «Naschbarschaft» eine neue Beziehung zu Früchten und Gemüse aufgebaut werden: «Kinder wollen belohnt werden. Und wenn sie etwas anpflanzen und ernten können, fühlen sie sich automatisch belohnt.»
Genauso zentral ist für den Chef des «Memories» im Grand Resort Bad Ragaz aber auch der Nachhaltigkeitsgedanke. Denn regionale Nahrung ist nicht nur gut für den Körper, sondern auch für die Umwelt. Mit kürzeren Transportwegen werden CO2-Emissionen reduziert. Das ist für den Ambassador von Mercedes-Benz – und selbst Fahrer eines Fahrzeugs mit Hybridantrieb – ein wichtiges Argument. Für Sven Wassmer sind die ambitionierten nachhaltigen Ziele und Meilensteine von Mercedes-Benz Versprechen und Verpflichtung zugleich. Deshalb fährt er mit seinem Auto so weit wie möglich elektrisch; zum Beispiel, wenn er mal wieder höchstpersönlich frische Produkte für seine Gourmetküche in Bad Ragaz vom lokalen Bauernhof holt.
Nachhaltigkeit beginnt im Alltag
Ohnehin ist der Spitzenkoch der Meinung, dass Nachhaltigkeit im nahen Umfeld beginnt. «Viele denken immer zuerst an die grossen globalen Themen wie etwa Flugreisen. Dabei fängt Nachhaltigkeit schon dabei an, Einkäufe sinnvoll zu planen und Food-Waste zu vermeiden.» Wassmer ist überzeugt: «Grosses bewegen können wir auch im Kleinen.»
Verein «Naschbarschaft»
Stell dir vor, du lebst an einem Ort, wo die Landschaft essbar wird. Wo du gemeinsam mit anderen Menschen pflanzen und ernten darfst. Genau diese Vorstellung lässt der Verein «Naschbarschaft» in Buchs SG Realität werden. Live zu erleben am Naschbar-Fest, Samstag, 10. Juni 2023, 13:30 Uhr, Treffpunkt Restaurant Öpfelbom in Buchs: Vereinsvorstellung, Spaziergang zu den drei Standorten, gemütlicher Ausklang mit Getränken und Imbiss.